DialogStory #9 - Alfons Weiß

Gepostet von:
Antonia Quell
am
31.7.23

Mit den Händen fleißig, mit dem Kopf in den Visionen und mit dem Herzen bei den Menschen

Alfons Weiß leitet das Bayerwaldhof Hotel im Bayerischen Wald und ist damit mehr als erfolgreich: volles Haus im ganzen Jahr und das ganz ohne die Hilfe von Buchungsportalen. So weit so gut, doch die wohl beeindruckendsten Kunststücke vollführt das Team hinter den Kulissen.

Mit dem Bayerwaldhof als Arbeitgeber sei es wie beim Online-Dating. Das Gefühl, wenn man sich zum ersten Mal trifft und die Person ist noch schöner als auf den Bildern. So beschreibt Alfons Weiß das Hotel, das er seit sechs Jahren leitet. Der gebürtige Bayer begann seine Karriere in der Hotellerie bereits mit 15 Jahren. “Ich habe den Bayerischen Wald mit 15 verlassen und dann die Welt erobern dürfen in dieser wunderschönen Branche.” 

Die Geschichte, wie Alfons Weiß in die Hotellerie fand, bringt uns gleichermaßen zum Staunen wie zum Lachen.
“Ich bin ein stolzer Bauernbub. Meine Familie führte einen der ersten zertifizierten Naturland-Bauernhöfe in den 90er Jahren. Das hat mein Vater wirklich fantastisch gemacht. Aber zu der Zeit hat sich noch niemand für Bio oder Tierschutz interessiert”, grinst der heute 38-Jährige. “Nur die großen Luxushotels aus München haben damals unsere Bullen gekauft. Deswegen sind wir regelmäßig in die Landeshauptstadt gefahren.”
In München habe Alfons Vater ihn mit dem Küchenchef eines Hotels bekannt gemacht. Auf das folgende Arbeitsangebot vom Küchenchef reagiert der junge Alfons Weiß zögerlich. Er antwortet: “Ich will nicht in die Küche, ich will da raus”, und zeigt auf die sich öffnenden Schiebetüren, den Kronleuchter und den Trubel im Eingangsbereich des Luxushotels.
“Dann war es lange still. Mein Vater dachte bestimmt: um Gottes Willen.
Aber es hat funktioniert. Ja, das waren entscheidende 30 Sekunden, die ich mutig war.”

Der Anfang einer Reise, die Alfons mit 30 Jahren zurück in seine Heimat und den Bayerwaldhof führt. Man könnte meinen, der Wellnessbereich von 10.500 Quadratmetern, das Fitnessstudio, die Kulinarik im eigenen Sterne-Restaurant oder ja, sogar das Gestüt sind das Highlight des Bayerwaldhof Hotels. Doch wirft man einen Blick hinter die Kulissen des traditionellen Wellnesshotels, bleibt es mindestens genauso spannend. 

Was man im hippen Prenzlauer Berg wohl als New Work bezeichnen würde, ist im Bayerwaldhof bereits gelebte Praxis. Alfons Weiß kennt einige Kniffe, die ihn in Sachen Personalmanagement zum Best-Practice machen. “Wir arbeiten stets an einer maßgeschneiderten Personalpolitik. Unser Haus versucht ganz klar individuell auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden einzugehen. Nur weil einer 32 Stunden die Woche arbeitet, heißt das nicht, dass das alle so machen müssen. Das hört sich banal an, ist aber nicht überall die Regel.”
Neben der verbesserten zeitlichen Flexibilität punktet Alfons mit einem Gesundheitsmanagement-Konzept bei seinem Team. “Wir bieten in der Woche vier, fünf unterschiedliche Kurse in unserem Fitnessstudio an. Von Zumba angefangen über Yoga bis hin zum persönlichen Fitnesstraining. Unsere Mitarbeitenden-App hat Features, die Entspannung und Resilienz fördern”, zählt der Hoteldirektor weiter auf. Zusätzlich bekommen die Angestellten Zuschüsse für Heilpraktiken und Massagen beispielsweise und haben die Chance auf leistungsorientierte Boni am Ende des Jahres. 

"Unser Haus versucht ganz klar individuell auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden einzugehen. Nur weil einer 32 Stunden die Woche arbeitet, heißt das nicht, dass das alle so machen müssen."

“Ich denke, dass wir eine sehr menschenorientierte Arbeitsweise haben”, sagt Alfons. Er setzt auf Großzügigkeit, Aufrichtigkeit, aber auch auf klare Kommunikation. “Es gibt natürlich Momente und Phasen in so einem großen Haus, wo man dann eben auch funktionieren muss. Ich versuche auf jeden Fall, empathisch zu führen. So zu führen, dass alle Beteiligten ein gutes Gefühl dabei haben. Und auch Kompromisse einzugehen, zum Wohle des Hauses.”

Ein Paradebeispiel für die unkonventionellen und gleichzeitig ansteckenden Ideen des Bayerwaldhofs ist der Rollentausch der Bewerbungsmappe. Wer sich bei Alfons Weiß auf einen Job bewirbt, wird höchstwahrscheinlich überrascht. “Wir legen den Prospects eine Mappe vor und sagen: Wir würden uns gerne auch bei Ihnen bewerben.” Die Bewerbenden können in der Mappe beispielsweise einen individuellen Karriereplan einsehen. "Gesprächs-Psychologisch kommt da ein total positiver Drive rein. Es nimmt die Nervosität”, erklärt Alfons.

Er scheint verinnerlicht zu haben, dass dem Bereich der Arbeit heute eine neue Bedeutung zugemessen wird. “Wir Hoteliers waren ja schon immer Experten dafür, mit offenen Augen durch das Haus zu gehen und zu suchen, was man für den Gast besser machen kann. Der große Unterschied jetzt im Bayerwaldhof ist: Wir gehen mit dem gleichen Blick durch das Backoffice und schauen, was können wir für die Mitarbeitenden oder die zukünftigen Mitarbeitenden gut machen? Wenn es eine Website für unsere Gäste gibt, wieso gibt es dann keine für unsere Kandidat*innen?
Wenn es einen Gästecocktail gibt, wieso gibt es dann keinen Mitarbeitercocktail?
Wenn Gäste gern ins Fitnessstudio gehen, wieso sollten die Angestellten das nicht auch tun?”

Die Mitarbeitenden des Bayerwaldhofs beim Yoga
“Wir Hoteliers waren ja schon immer Experten dafür, mit offenen Augen durch das Haus zu gehen und zu suchen, was man für den Gast besser machen kann. Der große Unterschied jetzt im Bayerwaldhof ist: Wir gehen mit dem gleichen Blick durch das Backoffice und schauen, was können wir für die Mitarbeitenden oder die zukünftigen Mitarbeitenden gut machen?"

“In dem Zusammenhang kann ich nur empfehlen, auf der Website nicht nur den USP und den Mehrwert für den Gast abzubilden. Sondern eben auch zu überlegen, was die USPs sind, wenn es um den Race of Talents geht. Was sind die Benefits, was macht das Hotel zu einem attraktiven Arbeitgeber?”

Ähnlich moderne Einstellungen hat das selbsternannte (!) Landei, wenn es um Digitalisierung geht. In Alfons Augen darf man die Gäste und die Mitarbeitenden nicht überrumpeln. “Digitalisierung muss man nachhaltig managen. Wir machen das immer ganz klar mit dem Faktor Kommunikation und Learning by Doing.”
Wer einmal als Gast im Bayerwaldhof zu Besuch ist, dem oder der wird vielleicht sogar die Freude zuteil, Alfons Weiß persönlich zu treffen. “Wir reden sehr viel mit den Gästen. Jeden Tag in der Früh mache ich Gäste-Runden, zweimal in der Woche abends. Wir haben zusätzlich zwei Cocktail-Events in der Woche, zu denen wir die Gäste einladen für persönliche Gespräche. Nicht nur ich, sondern auch die Abteilungsleitenden. Wenn es etwas Neues gibt, dann erklären wir das. Wir versuchen einfach, den Hauptfokus unserer Arbeit wieder auf den Gast und auf nichts anderes zu legen.”

Auch der DialogShift Chatbot des Bayerwaldhofs kann sich sehen lassen. Bot Sepp beantwortet monatlich im Schnitt etwa 4000 Anfragen. Besonders smart: Auch die Mitarbeitenden des Hotels nutzen den Chatbot über die App des Teams. Chatbot Sepp arbeitet bereits mit unserer neuen KI und gehört damit zu den #nextGenBots, die auf fortschrittlichster Technologie basieren. Quatscht am Besten selbst mal mit Sepp! Er ist wirklich nett.

Wenn neue digitale Prozesse im Hotel etabliert werden, dann bekommen die Mitarbeitenden ausreichend Zeit, um sich mit den Neuerungen anzufreunden, laut dem Hoteldirektor. Er erinnert sich an die Einführung eines Tools zur internen Kommunikation. “Da haben wir monatlich zu einer Art Mitarbeiter-Cocktail eingeladen mit Pizza oder Hot Dogs und im lockeren Rahmen das System breit erklärt, mit allen Vorteilen und Herausforderungen - Learning by Doing.”

Wir wissen nicht, wie es euch geht, aber für uns klingt das so, als wäre man im Bayerwaldhof Hotel nicht nur als Gast bestens aufgehoben.

Fragt man Alfons Weiß nach seinen Zielen für die Zukunft, dann sagt er etwas erwartbar tolles, was zu einem so authentischen und inspirierenden Hoteldirektor passt: “Der Bayerwaldhof und ich wollen weiterhin mit den Händen fleißig, mit den Füßen auf dem Boden, mit dem Kopf in den Visionen und mit dem Herzen bei den Menschen bleiben.”

Danke, lieber Alfons für das tolle Gespräch! 💙

Über das Bayerwaldhof Hotel:
Das kleine Paradies auf dem Land namens Bayerwaldhof zieht ganzjährig viele zufriedene Stammgäste in den Bayerischen Wald - und das ganz ohne das Zutun von Buchungsportalen. Herzlichkeit und Engagement zeichnet das 214-köpfige Team aus. Gastgeber ist die Inhaberfamilie Mühlbauer, die in traumhafter Bergkulisse rund um Bad Kötzig zum unvergesslichen, regionalen Urlaub einlädt.